OwnCloud, das Unternehmen, das für 2016 einen Umsatz von 16 Mio. Dollar erwartet, gibt es auch als kostenlose Version, die sich jede*r daheim oder auf einem gemieteten Webserver installieren kann. Mittlerweile betreibe ich ein paar Instanzen. Privat aber auch für meinen Verein. Und, ich könnte so viel jubeln wie ich auch fluchen könnte.
Was sich in den Dokumenten und auf der Webseite zum Betrieb einer eigenen Instanz sehr einfach anhört kann einem schlaflose Nächte bereiten. Die Installation, eine einzelne PHP-Datei, wird auf den Webspace geladen, OwnCloud installiert sich dann fast von selbst. Man muss nur noch einen Admin-Account anlegen und sich entscheiden welche Datenbankvariante man verwenden möchte. Mit Sqlite ist die Installation in nicht einmal fünf (!) Minuten vorbei und man kann die OwnCloud nutzen, befüllen, konfigurieren. Aber das war es auch schon.
Update der Instanz
Hat man einmal eine Instanz aufgesetzt funktioniert soweit alles ganz gut. Bis die nächste Version erscheint. Über die App „Updater“ kann man ein Update durchführen lassen. Fehlt aber irgendwo ein Schreibrecht auf einen Ordner muss dies erst korrigiert werden. Teilweise wollte der Updater auch Ordner löschen, die waren dann aber nicht leer und mussten manuell gelöscht werden. Wenn also ein Zugang per FTP oder SSH nicht möglich ist, kann das Update nicht durchgeführt werden. Ebenfalls auch, wenn man noch auf einer älteren Version ist und ein paar Zwischenversionen ausgelassen hat. Ein Überspringen von Versionen ist nicht möglich. Es muss daher jedes Zwischenrelease per FTP hoch geladen, die Datenbank aktualisiert und dann zum nächsten Release gesprungen werden. Ärgerlich also, wenn man nicht per SSH auf den Server kommt um die Dateien direkt abzurufen, zu entpacken und ersetzen zu lassen. Mittlerweile hat eine Grundinstallation an die 80 MB. Bei den heutigen Uploadgeschwindigkeiten keine lange Angelegenheit mehr, dennoch ist viel Warten angesagt.
CalDav und CardDav
Ein schönes Feature ist der Kalender und die Kontaktverwaltung. Gerade bei mehreren Benutzern können gesharte (Familien-)Kalender angelegt werden, Einkaufslisten oder Adressbücher gemeinsam genutzt werden. Blöd nur, wenn nach einem Update der Kalender gelöscht ist. Schuld war hier aber nicht die OwnCloud, sondern der Verbund zwischen PHP7 und Sabre3. Auch wenn es auf der offiziellen Seite heißt, dass PHP7 unterstützt wird, kann es doch, so las ich dann im Forum, vorkommen, dass nicht alles einwandfrei funktioniert.
Das beste: Die Community
Weiß man einmal nicht weiter oder findet zu viele Fehlermeldungen im Logfile hilft einem immer die Community. Da es ein sehr großes Projekt ist und die Fehler doch meistens nicht nur bei einem selber auftauchen gibt es immer erfahrene Programmierer*innen, die wissen wo das Problem ist und wie sie es lösen können. Teilweise kann es zwar vorkommen, dass das Problem erst in der nächsten Version gelöst wird, dann muss man eben warten oder versuchen es selbst zu implementieren. Aber auch dabei wird man unterstützt. Man muss nur nett fragen. Wie eben überall.
Mein Fazit
Ich nutze die OwnCloud viel und gerne. Aber auch nur, da es so guten Support durch die Community gibt. Ich bin schon an vielen Stellen angelangt, an denen ich am liebsten die ganze Cloud gelöscht hätte, da nichts mehr ging. Auf welches Produkt steigt man dann aber um, wenn schon Webspace da ist und man nicht noch extra Geld ausgeben möchte.
Es ist leider noch viel zu tun. Für Version 9 sieht es aber schon sehr gut aus. So soll zB der Kalender und die Kontaktverwaltung integraler Bestandteil werden und nicht als extra App hinzugefügt werden müssen. Sitzen einmal die Ordnerberechtigungen ist auch ein Update einfach(er) durchzuführen. Und mit SSH Zugriff läuft das alles noch schneller.
Jede*m würde ich empfehlen, zumindest noch irgendwo eine Testinstanz zu installieren, die in etwa so aufgebaut ist wie die produktive Version, die man dann schlussendlich nutzt. Nichts ist schlimmer, wenn man ein Update durchführt und dann alle Daten weg sind. In diesem Sinne auch: Backups. Ganz viele Backups!