Ilse Aigner hat heute zu einem drei einhalb stündigen Internet-Dialog eingeladen. Netzpolitik.org war natürlich vertreten und hat sich das ganze mal angehört. Ein Punkt der Agenda war auch die Einführung eines digitalen Radiergummis.
Der Radiergummi soll, wenn er mal auf den Markt kommt, ein Firefox-Plugin sein, welches beim Hochladen von Bildern, diese mit einem Kopierschutz versieht und auch verschlüsselt. Es soll den Vorteil bieten, dass nur noch Anwender mit dem Plugin, die Bilder anschauen können. Findest du dann, als Eigentümer des Fotos, dass das Bild nun lange genug im Internet stand, kannst du es mit einem Klick entfernen. Natürlich ist der freudige Internetuser nicht dumm und kopiert sich das Bild z.B. auf seine Festplatte oder stellt es auf einer anderen Seite wieder online. Das Plugin, auch X-Pire genannt, erkennt aber das aufgerufene Bild und wenn es vom Urheber gelöscht wurde, kann es auch nicht mehr von der Nachwelt angeschaut werden.
Kluge Sache, wird sich nun wohl der ein oder andere denken, aber seid ihr bereit dafür ca. zehn Euro pro Monat zu bezahlen? Wenn man überlegt, dass manche Internetuser noch nicht einmal wissen, wie so ein Plugin installiert wird und man für X-Pire auch noch bezahlen muss, ist das sicher schon der erste Schritt, warum es niemand benutzt. Dazu kommt noch, dass es das Plugin (Stand heute: 11.1.11 (übrigens ein tolles Datum)) nur für den Mozilla Firefox Browser geben soll. Also Pustekuchen, wenn man mal „kurz“ das Bild auf dem Mobiltelefon zeigen möchte!
Netzpolitik.org hat sich auch seine Gedanken dazu gemacht, was noch alles passieren könnte:
1. Es handelt sich um eine kostenpflichtige Firefox-Erweiterung. Ein Großteil der Nutzer ist nicht einmal in der Lage, eine Erweiterung zu installieren. Kostenpflicht für ein Projekt eines Informatikprofessors halte ich für bedenklich
2. Die verschlüsselten Bilder sind nur anzeigbar für Nutzer mit a) Firefox und b) dem Plugin. Das ist inakzeptabel.
3. Die Software ist proprietär. Sollte X-Pire einmal Pleite sein, sind alle Nutzer angeschmiert – und ihre Daten verschlüselt, denn:
4. Ein zentraler Keyserver ist eine tolle Idee. Kleine DDoS-Attacke, schon ist es bildarm im Netz.
5. X-Pire.de hätte die volle Übersicht über Bildabrufe im Internet.
6. Die Verschlüsselung ist mit einfachen Mitteln zu knacken, zum Beispiel mit der Killerapplikation Screenshotmachen.
Was haltet ihr von dem digitalen Radiergummi? Seht ihr eine Chance darin oder glaubt ihr, das wird sich nicht durchsetzen, z.B. wegen den hohen monatlichen Kosten oder, weil man über die Screenshotfunktion eine weitere Kopie machen kann, die dann keinen Kopierschutz mehr beinhaltet? Erwartungen oder Befürchtungen bitte in die Kommentare!
Übrigens, der digitale Radiergummi wurde vo Informatikprofessor Michael Backes der Uni Saarland entwickelt.
[Update] Udo Vetter hat den passenden Tweet zu der Thematik gezwitschert: